Geleitwort von Nikolaus Arndt


Zum Buch von Eduard Bütow - Wolhynien und Bug-Holländer 2007

Innerhalb der illustren Zusammensetzung der Einwanderer in der jüngsten deutschen Siedlergruppe in den Ländern Ost- und Südosteuropas, der Wolhyniendeutschen, nehmen die Bugholländer oder Hauländer eine besondere Stellung ein. Als älteste protestantische Einwanderergruppe Osteuropas waren sie bereits lange vor der Haupteinwanderung des 19. Jahrhunderts an die Westgrenze Wolhyniens gekommen. Es war ihnen gelungen ihr konfessionelles und kulturelles Bewusstsein zu bewahren, auch als sie, den Zeitentwicklungen entsprechend, sprachlich zum Slawentum übergegangen waren. Ihre Rückwanderung 1940 nach Deutschland und ihre Wiedereingliederung in das deutsche Wesen hat wohl noch niemand so detailliert und personennah geschildert, wie Eduard Bütow. Dabei werden auch die unterschiedlichen Auswirkungen der verbliebenen Abspaltungen zum Polnischen, Ukrainischen und Russischen und zum konfessionell-baptistischen Wesen aufgezeigt. Im Jahr 2004 hat er auch Kontakte zu den nach Sibirien abgewanderten "Golendry" wieder aufgenommen. Doch gerade diese historischen und gegenwärtigen Überlagerungen zwischen verschiedenen Nationalitäten innerhalb der Siedlergruppe der Bugholländer, zeigen Perspektiven auf für eine künftige Entwicklung in Europa. Auch der württembergische Pfarrer Ascan Lutteroth hatte vor Jahren den Kontakt zu den heute am Bug im Dreiländereck Polen/Ukraine/Weissrussland lebenden Protestanten aufgenommen, um auch damit zu einer Verständigung zwischen den Deutschen und den Polen beizutragen. Eine besondere Bedeutung bringt uns das vorliegende Buch noch, weil hier die verschiedenen Migrationen niederdeutscher Siedlergruppen vom allgemeinen deutschen, europäischen historischen Geschehen aus begleitet werden. Und dies von verschiedenen Zeitabschnitten aus. Durch das Aufzeigen nationaler und religiöser historischer Hintergründe werden Hinweise auf die vielfältigen Motive auf die in einigen Jahrhunderten geschehenen Ostwanderungen der Vorfahren ermöglicht. Insofern bietet die vorliegende Arbeit sicher sachbezogene Anreize für künftige ethnische Forschungen innerhalb Mittel- und Osteuropas. Letztlich werden diese Bemühungen vom Wunsch begleitet, die Völker Europas mögen leichter notwendige neue Strukturen eines gedeihlichen Zusammenlebens finden. Man kann nur hoffen, dass der Historische Verein Wolhynien auch in Zukunft den Rahmen für diese Bearbeitungen

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